Chronik seit der Gründung im Jahr 1923

Gründungsfoto aus dem Jahre 1923

Bereits in den frühen Jahren nach dem 1. Weltkrieg neigten vor allem die jungen Leute dazu, sich durch Musik und Tanz bei Laune zu halten. Es waren eben damals jene Freizeitmöglichkeiten, die geboten wurden und nach den Entbehrungen des Krieges einfach zugänglich waren. Der Fellner Poidl und der Koal Sepp fuhren schon einige Zeit früher nach Breitbrunn, um dort die ersten Schuhplattler zu erlernen. So war es möglich 1923 den Trachtenverein Rimsting zu gründen, wobei der Fellner Poidl der Hauptantreiber war.

 

Aus dem Gründungsprotokoll ging folgende Vorstandschaft hervor:

Vorsitzender: Schuster Sebastian

Schriftführer: Schneider Heinrich,

Kassier: Fellner Benno

Fähnrich: Oster Josef

1.Vorplattler: Fellner Poidl

2.Vorplattler: Langl Josef

Beisitzer: Frommwieser Simon, Ablinger Ulrich

Protokoll der Gründungssitzung vom 19.07.1923

Als Vereinslokal wurde zuerst der Alte Wirt (Heuberger) gewählt. Aufgrund einiger Unstimmigkeiten wurde aber bald das Gasthaus Ludwigshöhe gewählt, wo der Verein viele Jahrzehnte seine Heimat für Hoagarten, Almtänze, Musik und Theater fand.

Im Jahre 1923 befand sich Deutschland mitten in der Inflation. Als die Geldentwertung so galoppierend wurde, dass man die Preise für die Zukunft überhaupt nicht mehr rechnen konnte, einigte man sich auf den Gegenwert von einem 1/2 Liter Bier, anstatt der ursprünglich  festgesetzten 4.000 Reichsmark als Mitgliedbeitrag. Schon im Herbst desselben Jahres wurde der Rimstinger Trachtenverein als Mitglied in den Gauverband I aufgeommen.

Bereits im Juni 1924 fand beim Schörgenhuber die erste Fahnenweihe statt, bei der die Hittenkirchener Trachtler als Patenverein zur Seite standen. Zur Anfangszeit zählte der Verein 40 männliche Mitglieder. Frauen wurden damals als außerordentliche Mitglieder geführt - noch ohne Stimmrecht. Dies sollte sich erst nach dem 2. Weltkrieg ändern.

Bild der Gründungsfahne von 1924

Nach zwischenzeitigen Unstimmigkeiten sowie Vereinsaustritten wurde dann der Fellner Poidl 1931 zum Vorstand und Simon Frommwieser zum Schriftführer gewählt. Ihnen gelang es die Trachtenschar wieder zu einen und  beisammen zu halten.

Leopold "Poidl" Fellner

Im Dritten Reich wurde es für die Vereine zunehmend schwieriger, ihr Wirken fortzusetzen. Während der Zeit der nationalsozialisitschen Kraft-durch-Freude konzentrierte man sich besonders darauf die menschlichen Kontakte zu pflegen und die Politik etwas hintanzustellen, um fröhliche, zünftige Stunden mit den weithergereisten Gästen zu verbringen. Bei den Begrüßungs- und Abschiedsabenden wurden Schuhplattler und Trachtentänze der Aktiven Dirndl und Buam zum Besten gegeben.

Gruppenbild 1935

Während der Kriegsjahre kam das Vereinsleben zum Stillstand. Nach dem Krieg konnte Franz Fritz als damaliger Vorstand den Verein wieder neu beleben. Unterstützung bekam er von Franz Steinberger und Hans Werndl als 1. und 2. Vorplattler. Im Herbst 1948 wurde dann der damals erst 24-jährige Hans Feichtner zum Vorstand gewählt. Er sollte das Amt 32 Jahre lang ausüben. Jakl Huber wurde sein Stellvertreter, Georg Schleicher wurde zum Schriftführer und Wastl Scherer zum Kassier gewählt.

 

"Jung Rimsting grüßt Euch liebe Buam, im weiten ferna Land,

ans Denkmal legt Euch jetzt an Gruaß, a kloane Kinderhand.

Den Lorbeerkranz habt´s Ihr verdient, als Soldaten an der Front,

was mia net kenan in der Tat, hat Euch der Herrgott g´lohnt.

Für unser Hoamat habt´s Ihr kämpft und alles für sie geb´n,

jetzt schlaft´s recht guat im fremden Land, im Herzen da sollt´s leb´n."

 

Unseren gefallenen Trachtenbuam gewidmet zum 25-jährigen Gründungsjubiläum, vorgetragen von den drei kleinen Trachtenmädeln: Resa, Maria und Jutta Fellner vor dem Kriegerdenkmal bei der Pfarrkirche.

Gedenken der Toten und Gefallenen am Kriegerdenkmal während des 30-jährigen Jubiläumsfestes 1953

Der frisch zum Vorstand gewählte Hans Feichtner brachte mit viel Liebe und Begeisterung die Volksmusik, den Gesang, das Theaterspielen und die Geselligkeit wieder zum Erblühen. Diese Wurzeln sind bis heute noch fest verankert und der jungen Generation auch stets Ausdruck für Ansporn und Motivation.

Ein besonderes Fest für die ganze Gemeinde war die Weihe der neuen Fahne, die im August 1968 zum Anlass des 45-jährigen Gründungsjubiläums mit einem Feldgottesdienst und sehr zahlreicher Beteilungung vieler Trachtler im Festzelt gefeiert wurde. Der G.T.E.V. „Ratzingerhöh" Greimharting übernahm die Patenschaft.

Bild der Fahne von 1968

Seit 1969 veranstaltet der Verein jährlich das traditionelle Seefest an der Strandanlage, das bisher fast ohne Unterbrechung ausgetragen werden konnte. Die Strandanlage an der Prienmündung wurde damals unter Erwägung dieser Veranstaltung zugänglich gemacht und zur heutigen Freizeitanlage umfunktoniert. Neben den Trachtentänzen, Schuhplattlern, Goaßlschnalzern, Blasmusik und einer Vielzahl von Köstlichkeiten gehört das Brillantfeuerwerk nach wie vor zu den Hauptattraktionen.

Die Blasmusikkapellen aus den verschiedenen Nachbargemeinden spielen in bewährter Weise in wechselndem Turnus für die Kinder-, Jugend- und Aktivengruppe zum Tanzen und Platteln auf. Der Besuch tausender Gäste jährlich ermöglicht dem Verein auf einer finanziell soliden Basis weiterzuarbeiten und wieder sinnvoll und zielgerecht zu investieren. Durch Mitgliedsbeiträge allein lässt sich das Vereinsleben nicht aufrechterhalten. An dieser Stelle ist der Gemeinde Rimsting gedankt, die den herrlichen Platz für das Seefest alljährlich zur Verfügung stellt.

Georg Heindl, der 1980 das Amt des ersten Vorsitzenden übernahm, verstand es immer wieder mit seinen vielen, freiwilligen Helfern ein gelungenes Fest zu organisieren. Die Trachtenfeste zum 60-jährigen Vereinsjubiläum 1983, zum 65-jährigen Gründungsfest 1988 und zum 75-jährigen Jubiläum 1998 zählen bisher zu den Höhepunkten in der Geschichte des G.T.E.V. „Ludwigshöhe" Rimsting.

Grußworte von 1. Vorstand Georg Heindl zum 60-jährigen Jubiläum 1983

Das Theaterspielen, die Volksmusik und der Gesang haben in Rimsting große Tradition. Bereits 1995 konnte man auf 100 Jahre Theaterspiel zurückblicken. Beginn war im Jahre 1895 beim Spöckbacher in Schafwaschen. Später hat sich die Theatergesellschaft dem Trachtenverein angeschlossen und man kam in den Genuss der neu erbauten Bühne im Gasthaus Ludwigshöhe. Die Kulisse wurde vom Rimstinger Künstler Albert Eibach gemalt, dessen Erbe später von Anderl Schleicher übernommen wurde.

In einem unvergesslichen und eindrucksvollen Unterhaltungsabend 1995 anlässlich des 100-jährigen Geburtstags des Volkstheaters in Rimsting, blickte der Ehrenvorstand Hans Feichtner gerne auf die Anfänge zurück. Gemeinsam mit der Laienbühne Rimsting wurden die Einakter "Die Brautschau" von Ludwig Thoma und das "Christbaumbrettl" von Karl Valentin inszeniert. Das Singspiel "Eine fidele Gerichtssitzung" gespielt von Hans Feichtner, Alois Frank und Heinz Steinberger sowie Wolfgang Bachleitner am Klavier trieb die fantastische Stimmung auf den Höhepunkt.

"Holledauer Fidel", 1960

Die Theaterleidenschaft fand bis zur heutigen Generation kaum Abriss. Der traditionelle Vereinshoagart im Herbst verbindet sehr harmonisch die Stubenmusik, den Gesang, das Theater und die Geselligkeit im Verein. Durch das Programm führte bis Ende der 80er Jahre Franz Zipfer.

 

Aus dem volksmusikalischen Wirken des Trachtenvereins gingen auch die Rimstinger Sängerinnen (Ursl Heindl, Traudl Langl, Heidi Zipfer) hervor, die über 30 Jahre mit ihren unvewechselbaren Stimmen einen unvergleichlichen Klang bildeten. Auch die Rimstinger Sänger (Hans Feichtner, Franz Zipfer, Konrad Feichtner, Alois Frank, Georg Schleicher mit Georg Fischer an der Zither) fanden über

20 Jahre treue Anhänger - auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus.

Maiandachten, Hoagarten, Englämter, Adventfeiern, Geburtstags- und Jubiläumsfeiern sowie unzählige kirchliche wie vereinsinterne Veranstaltungen wurden von den Sängerinnen und Sängern musikalisch umrahmt.

 

Aus Altersgründen mussten die Rimstinger Sänger mehr und mehr ihre öffentlichen Auftritte reduzieren. Eine neue Formation des Männergesangs bildete sich dann im Jahre 1996. Auf Initiative von Hans Pichler, Raimund Steinberger, Markus Dettendorfer, Paul Obermaier und Hannes Ettenhuber aus Lienzing konnte die Tradition und Begeisterung zum Gesang in Rimsting zum Glück wieder fortgesetzt werden. Und so war es dann, dass ab dem Jahre 1998 bis heute wieder Hoagarten, Maiandachten und Engelämter von den Sängern musikalisch gestaltet werden. Ab dem Jahr 2002 sangen die Rimstinger Sänger in der Besetzung mit Christian Axmann, Raimund Steinberger, Hannes Ettenhuber sowie Markus Dettendorfer. Der Gewinn des Traunsteiner Lindls 2004 wie auch die CD Produktion 2007 waren für die jungen Sänger die bisherigen Höhepunkte. Der Verein und auch das gesamte Dorf sind froh, dass diese fest in Rimsting verankerte Tradition wieder weiter gelebt wird. Seit Anfang 2019 singen die Rimstinger Sänger nun in der vierten Besetzung bestehend aus Markus Dettendorfer, Hannes Ettenhuber, Christoph Bauer  und Raimund Steinberger.

Auch der Rimstinger Dreigsang mit Anneliese Kunsler, Elisabeth Stögmüller sowie Raimund Steinberger ging im Jahre 2007 aus den Reihen des Trachtenvereins hervor und gestaltet u.a. das jährliche Engelamt im Dezember.

 

Mit Elisabeth Stögmüller hat der Verein eine ausgebildete Volksmusikerin, die es immer wieder versteht, für musikalischen Nachwuchs zu sorgen. Über viele Jahre leitete sie unterschiedliche Musikgruppen jeden Alters: Ludwigshöher Hausmusik, Gitarrentrio/-quartett, Ludwigshöher Stubenmusik, und weitere. Durch das Älterwerden der Kinder und Jugendlichen fanden sich immer neue Formationen.

 

Das Rimstinger Adventsingen hat mit Untersützung des Trachtenvereins wieder seinen festen Platz in Rimsting gefunden und wird seit 2005 im 2-Jahres-Rhythmus gemeinsam mit dem Kirchenchor in der Pfarrkirche St. Nikolaus veranstaltet. Hierbei ist es immer wieder ein großes Anliegen, die musikalische Besetzung aus heimischen Gruppen zu bilden.

Ab 1998 führte Hans Pichler die Geschicke des Vereins bis ins Jahr 2018. In einer schnelllebigen Medienlandschaft, in der die Menschen mit unzähligen Freizeitangeboten überflutet werden, hat es ein Trachtenvorstand nicht leicht Menschen für die Mitarbeit und das Engagement im Verein zu ermutigen. Mit unermüdlichem Einsatz und Begeisterung gelang es ihm jedoch ein ums andere Mal, den für den Ort so wertvollen Traditionsverein in seinen Aufgaben zu stärken.

2003 durfte in der Reithalle das 80-jährige Bestehen gefeiert werden.

Sterntanz der Aktiven anlässlich des 80-jährigen Gründungsfestes in der Reithalle

Unter seiner Leitung entwickelten und bauten die Trachtler eigens für die zahlreichen Festlichkeiten einen mobilen Bühnewagen (7,5m x 8,0m), der das mühsame, manuelle Aufbauen der alten Bühne überflüssig machte und für eine enorme Erleichterung seitdem sorgt.

2013 durfte Hans Pichler als Festleiter mit dem GTEV Ludwigshöhe dessen 90-jähriges Gründungsfest feiern. Ein Bieranstich, ein Festabend und ein wunderschöner Festsonntag mit Feldmesse bei traumhaftem Sommerwetter besiegelten die Feierlichkeiten.

Vereinsbild 2013, anlässlich des 90-jährigen Gründungsfestes

Im Jahr 2014 begannen die Bauarbeiten des neuen Vereinsstadls, da das alte Feuerwehrhaus nahe der Grundschule - bisheriges, zentrales Lager des Trachtenvereins - einem Turnhallenneubau weichen musste. Er wurde mit großem Einsatz und vielen unzähligen, ehrenamtlichen Helferstunden errichtet. Unterstützt wurden wir dabei von vielen lokalen Kleinunternehmen sowie der Gemeinde. Im April 2015 konnte der neue Stadl bezogen werden, der seither als zentraler Lagerort für sämtliches Equipment und vereinseigene Gerätschaften dient.

Vereinsstadl nahe des Friedhofs

Als ein Kulturträger des Ortes und des Dorflebens erfüllt der Trachtenverein das Jahr hindurch eine Vielzahl von Aufgaben und Erwartungen in der Gemeinde wie auch außerhalb. Das bedeutet für die ca. 280 aktiven wie passiven Mitglieder sich zu engagieren, zu organisieren und mitzuarbeiten. Lobenswert hierbei ist das Verständnis der Ortsvereine untereinander und die gegenseitige Hilfsbereitschaft.

 

2018 wurde Matthias Feichtner zum Vorstand gewählt. Seitdem leitet er die Geschicke des Vereins gemeinsam mit der jungen Vorstandstandschaft bestehend aus dem 2. Vorstand Sepp Lehner, Kassier Daniel Grimm und Schriftführer Maximilian Guggenbichler.

Zentrales Anliegen ist Ihnen die Fortführung des Vereins in traditioneller Weise aber auch im Zeichen des Zeitgeistes.

Erste Errungenschaft der neuen Vorstandschaft ist der Rimstinger Lederhosenträger, der nun unverkennbar zeigt, woher die Rimstinger aktiven Buam und Männer kommen.

Auch durfte 2020 ein zentrales Archiv im Kellergeschoß unter der Bibliothek nahe der Grundschule bezogen werden. Es dient als Lagerplatz für sämtliches Trachtengwand, Archiv für Bildmaterial und Aufzeichnungen, Lagerplatz der alten Vereinsfahne sowie für allerlei Dies und Das.

Das Hauptaugenmerk liegt nun auf dem großen Trachtenfest anlässlich des 100-jährigen Bestehens mit Fahnenweihe im Juli 2023.

 

Die Kinder- und Jugendarbeit sowie der Zusammenhalt der Aktivengruppe lassen auch in den letzten Jahren hoffnungsvoll nach vorne blicken. So liegt es am Verein - als Motivator und Vorbild - die wichtigen und wertvollen Aufgaben im Dorf immer wieder an die junge Generation weiterzugeben und so für Erneuerung und Weiterentwicklung zu sorgen.

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